Freitag, 29. Februar 2008

Mond und Stern

Nachdem Sheedhawna also die Mitbringsel aus Kogoruhn an ihre Verwandten verteilt in Caldera zwischengelagert hatte, kehrte sie per Rückkehr-Zauber wieder zu Sul Matuul zurück. Der war nun endlich bereit, ihr zu verraten, was sie für die dritte Prüfung tun müsse, und legte auch direkt los:

  • Die Felsnadel liegt innerhalb der Zähne des Windes
  • Die Haut der Perle umgibt den Höhleneingang
  • Der Traum ist das Tor und der Stern ist der Schlüssel

"Äh. Ja. Schätzekind. Liebelein. Du sollst nicht kiffen, du sollst der lieben Tante Sheedhawna verraten, was sie als nächstes tun soll..." Näheres war aber tatsächlich nicht aus dem Ashkhan herauszubekommen, so dass sie sich nun an seine Untergebenen wandte. Die waren da zum Glück ein wenig konkreter ("Ei, da gibbet so ne Höhle von die Fleischgewordene, da sitzen all die toten Leichen drin, die emal gedacht han, se sei der Nerevarine. Un da gibbet ein Ring, und den müssetse anstecken. Aber machetse vorsichtig, wenn Se fei net der Nerevarine sei, überlebense das Ringel net.") und können mit einer richtigen Wegbeschreibung aufwarten:
"Geht vom Lager aus ostwärts bis zum Zergonipal-Schrein und noch ein kurzes Stück darüber hinaus, bis zu den nach Süden führenden Tälern. Das zweite davon, an dessen Eingang die zwei Airans Zähne genannten Felsnadeln stehen, ist das Tal des Windes. An seinem Ende liegt die 'Höhle des Fleisch-Gewordenen' mit einem markanten Tor. Habt Ihr das verstanden?"
"Ja, natürlich, ich bin doch nicht blöd, kthxbye!"

...

"Also in welche Richtung muss ich noch mal vom Lager aus?"

Ah, egal. Sheedhawna war letztendlich der Meinung, dass Eingeborene von Wegbeschreibungen ohnehin keine Ahnung hätten und schließlich hatte sie ja eine Karte und wusste auch so, wo in etwa sich die Höhle befinden müsste: An den Nordosthängen des Roten Berges. Kann ja nicht so viele Möglichkeiten geben da.
Also machte sie sich auf den Weg... und suchte... und suchte...
Und fand nach einiger Zeit immerhin den Geisterwall.

Und es war Nacht und es stürmte ekelhaft und es war kaum die Hand vor Augen zu sehen und Sheedhawna suchte weiter...

...und weiter....

....und fand eine Tür... die falsche....


...und noch eine Tür, wieder die falsche....


Irgendwann kam sie dann doch an der richtigen Tür an, doch diese öffnete sich nicht - so einfach müssen wir es ja dem Auserwählten auch nicht machen, die Tür öffnet sich nur während der Dämmerung. Also etwas gegrummelt, geschimpft, gemotzt und gerastet und endlich Zutritt zur Höhle der Fleischgewordenen erhalten.

...Mellon?



Neben diversen blauen Pilzen - Sheedhawna rührt die nicht an, sie hat den Ashkhan noch immer als abschreckendes Beispiel vor sich, "keine Macht den Drogen" und so - saßen da tatsächlich einige mumifizierte Leichen neben der Statue Azuras, die in ihren Händen einen hübsch leuchtenden Ring hielt, anbietender Weise. Wenn Sheedhawna die Nektarine war, würde ihr nichts passieren. Wenn nicht, würde sie sterben. Irgendwie mangelte es mir an dem Teil, der mir sagt, was sie tatsächlich gewinnen würde, wenn sie die Nektarine ist, und in einem glaubwürdig zu spielenden Rollenspiel hätte sich Sheedhawna wahrscheinlich ihre Hütte in Balmora fein zurecht geschmückt und sich ein schönes Leben in Balmora gemacht, mit einigen Ausflügen zu Fjorgeir aufs idyllische Odai-Plateau. Das klänge nach einem guten Leben.
Aaaber dies hier ist ein PC-Spiel und ich kann speichern. Also nahm Sheedhawna den Ring an sich und - tadaaa - stellte sich ganz unheimlich überraschend als die prophezeite Reinkarnation Nerevars heraus. Na huch.



Sie erhielt eine ausgesprochen schöne und stimmungsvolle Prophezeiung eingegeben und bekam von Azura den Auftrag, Hortator der drei Fürstenhäuser und anerkannte Nerevarine der vier Ashländer-Stämme zu werden. Die Weise Frau aus dem Urshilaku-Lager sollte zukünftig ihre Führerin sein.
Wie sie ersteres erreichen sollte, wurde ihr natürlich nicht gesagt. Vielleicht sollte sie einfach mal mit den Leuten dort reden. "Guten Tag, ich möchte hier Hortator Ihres Fürstenhauses werden, weil mir das eine Stimme in einer Höhle voller Leichen gesagt hat, nachdem ich ewig durch die Aschlande geirrt bin."
Naja, ausbaufähig.

Abgesehen von diesem Detail ist die Prophezeiung aber wirklich eindrucksvoll. Und gleich danach fiel Sheedhawna vollends die Kinnlade herunter, als neben den Mumien plötzlich die Geister der dort Verstorbenen standen. Nach der Überwindung des ersten bis vierten Fluchtreflexes trat Sheedhawna auch näher an sie heran und ließ sich ihre Geschichten erzählen und ihre Geschenke übergeben. Ein Ashkhan war dabei, der Schlachten gegen den Roten Berg geführt hatte, aber letztendlich nicht der Richtige gewesen war. Ein Philosoph, der vor vierhundert Jahren gestorben war, eine Diebin, die versucht hatte, Kogoruhn zu plündern... und noch andere, allesamt gescheiterte Anwärter, und allesamt ohne jedweden Groll gegen den wahren Nerevarine.
Gerührt und erschüttert nahm Sheedhawna ihre Geschenke und ihre Segenswünsche entgegen. "Ihr seid der Nerevarine. Ihr seid der Fleisch-Gewordene. Ihr seid der Eine. Ihr dürft nicht versagen."


No pressure, eh? Doch nach dummen Witzen war ihr nun zunächst nicht mehr. Die Wünsche der Toten, der Auftrag Azuras, die plötzliche Last der Gewissheit - Sheedhawna musste schwer schlucken, als sie das letzte Geschenk entgegen nahm, den letzten Segen, einen letzten Blick durch die Halle schweifen ließ und sich zurück zu Sul Matuul teleportierte. Der war nicht weniger beeindruckt als sie, erkannte sie sogleich offiziell als Nerevarine des Urshilaku-Lagers an und schwor ihr Gefolgschaft bis in den Tod.

1 Kommentar:

Wüstenratte hat gesagt…

"Ei, da gibbet so ne Höhle von die Fleischgewordene, da sitzen all die toten Leichen drin, die emal gedacht han, se sei der Nerevarine. Un da gibbet ein Ring, und den müssetse anstecken. Aber machetse vorsichtig, wenn Se fei net der Nerevarine sei, überlebense das Ringel net."

*brüll*
Jaja, die Wegbeschreibung. Ich hatte die Geduld verloren, und gleich bei Yiya gespickt. OK, ich hätte ja auch mal auf den Trichter kommen können, die anderen Lagerbewohner zu fragen...
Aber ich hasse Rätsel, also.

Ja, die Höhle und die Geister der gescheiterten Vorgänger. Beeindruckend, wirklich. Danach ist das Spiel erstmal anders, weil man sich tatsächlich verpflichtet fühlt, die Prophezeiung zu erfüllen.
Schön gemacht, kann man nicht anders sagen.